Sprachsystem vs Sprachgebrauch
Nur so nebenbei: Soeben habe ich festgestellt, dass der im Englischen gebräuchliche s-Genitiv eigentlich gar kein richtiger 'Fall' ist, sondern vielmehr eine Derivation einer anderen Konstruktion:
John's book ist nämlich ursprünglich eine Kontraktion von
John his book.
Die Form ist also eindeutig männlich, eine weibliche 'Gegenform' (Barbara'r book ;-)) existiert nicht (wo hingegen im 19. Jhdt noch eine Form wie "Cathy her book" (cf. Wuthering Heights) möglich war).
Da dem Sprachbenutzer hier also keine Wahl gelassen wird (im Gegensatz zum Gebrauch von "Studentin" etc.) diese Genitivform zu gebrauchen, ist hier m.E. eindeutig das Sprachsystem 'sexistisch', nicht der Sprachgebrauch.
Allerdings heisst das für mich in einem Fall wie diesem nicht, dass die Sprache/Sprachbenützer (bewusst oder unbewusst) diskriminieren. Vielmehr sind diese Elemente der Sprache einfach ein Zeichen dafür, dass die Sprache auf sexistischen Gesellschaftsstrukturen basiert.
Vielleicht beruhen die unterschiedlichen Ansichten von GKD und Pusch auf einer analogen unterschiedlichen Definition des Begriffs 'sexistisch' im Bezug auf Sprache? Und wo zwischen den beiden soll die Grenze des Reformdrangs gesetzt werden?
John's book ist nämlich ursprünglich eine Kontraktion von
John his book.
Die Form ist also eindeutig männlich, eine weibliche 'Gegenform' (Barbara'r book ;-)) existiert nicht (wo hingegen im 19. Jhdt noch eine Form wie "Cathy her book" (cf. Wuthering Heights) möglich war).
Da dem Sprachbenutzer hier also keine Wahl gelassen wird (im Gegensatz zum Gebrauch von "Studentin" etc.) diese Genitivform zu gebrauchen, ist hier m.E. eindeutig das Sprachsystem 'sexistisch', nicht der Sprachgebrauch.
Allerdings heisst das für mich in einem Fall wie diesem nicht, dass die Sprache/Sprachbenützer (bewusst oder unbewusst) diskriminieren. Vielmehr sind diese Elemente der Sprache einfach ein Zeichen dafür, dass die Sprache auf sexistischen Gesellschaftsstrukturen basiert.
Vielleicht beruhen die unterschiedlichen Ansichten von GKD und Pusch auf einer analogen unterschiedlichen Definition des Begriffs 'sexistisch' im Bezug auf Sprache? Und wo zwischen den beiden soll die Grenze des Reformdrangs gesetzt werden?
Gute Frage, ob das jetzt diskriminierend ist. Insofern als wohl kaum jemandem bewusst ist, dass es sich um eine männliche Form handelt, finde ich das nicht so schlimm - die Kritik am generischen Maskulinum zielt ja gerade auch darauf ab, dass Frauen nicht mitgemeint werden und/oder sich nicht mitgemeint fühlen, was dazu führt, dass sie sich zb gewisse Berufe für sich schlecht vorstellen können. Dieses Problem stellt sich hier nicht. Aber damit argumentiere ich natürlich auch bereits nicht mehr auf Sprachsystem-Ebene, sondern mit vermuteten Auswirkungen von sprachlichen Formulierungen...
Dazu passt auch dein Hinweis auf den Reformdrang - denke, das triffts sehr genau. Einer der Hauptvorwürfe von GKD an viele feministische Untersuchungen ist, dass sie von der gesellschaftlichen Diskriminierung von Frauen ausgehen und ebenfalls davon, dass sich diese Diskriminierung in Sprachsystem und -gebrauch niederschlägt und dass so gesellschaftliche Hierarchien weitergetragen und -produziert werden. Das bringt gewisse Forscherinnen dazu,Unterschiede zu übertreiben, Gemeinsamkeiten zu übergehen sowie (nach GKD) rein grammatische Phänomene wie das generische Maskulinum anzugreifen.
Sie plädiert deshalb dafür, dass "die empirische Forschung zunächst primär von Theorie und nicht von Politik geleitet wird" (2005: 139) und Resultate weniger voreingenommen bewertet werden.
Finde das auch wichtig, gerade auch bei der Interpretation von Untersuchungen zu Gesprächsstilen etc. Allerdings sagt sie selbst anderswo, dass es unmöglich ist, "theorielos und ohne Voreinstellungen der Welt und somit den Konversationen begegnen zu können" (2005:166) - und ihre Einschätzung des generischen Maskulinums ist aus meiner Sicht genauso voreingenommen (oder: von eigenen Erfahrungen und der eigenen Wahrnehmung geprägt) wie die Interpretationen gewisser anderer Forscherinnen.
Ich vermute, dass sie sich mit dem generischen Maskulinum tatsächlich mitgemeint fühlt und/oder nicht glaubt, dass dies Einfluss auf die gesellschaftlichen Verhältnisse hat. Deshalb sieht sie auch keinen Handlungs- oder Reformbedarf sieht, während zb für Pusch das Gegenteil der Fall ist.