Gegen die Beidnennung - Frauen fürs generische Maskulinum
Unten, bei "Sprachsystem vs. Sprachgebrauch", haben wir drüber diskutiert, wann sprachlichen Änderungen nötig sind bzw. vorangetrieben werden sollten. Bei Formen, welche von einer Mehrheit als diskriminierend verstanden werden (zb Fräulein) ist das ziemlich klar. Was ist mit den anderen, welche von vielen Frauen nicht als diskriminierend angesehen werden - zb das generische Maskulinum?
Ich bin beim Googlen nach Luise Pusch auf den folgenden Protest gegen die Beidnennung gestossen, finde ich spannend und finde, sie hat einen Punkt (die Verfasserin protestiert dagegen, dass zb 'Wählerinnen und Wähler' getrennt genannt werden):
"Zu den "Wählern", jenem praktischen Oberbegriff, der einst alle Wahlberechtigten ungeachtet ihres jeweiligen Geschlechtes umfaßte, darf sie [die Wählerin, BS] sich nun nicht mehr zählen. Sie muß sich den "Wählerinnen" zugesellen, mit denen sie nichts als das in diesem Zusammenhang völlig irrelevante biologische Geschlecht gemein hat. Eine Art von sprachlicher Apartheid wird gleichsam über sie verhängt - wird dies Folgen auch für die soziale Existenz von uns allen haben? Die unangemessene Hervorhebung des Geschlechtlichen ruft noch eine andere unangenehme Assoziation hervor: wenn gleichermaßen wahlberechtigten Männern und Frauen eine gesonderte Anrede, bzw. Bezeichnung zuteil wird, so liegt der Verdacht nahe, daß sie auch eine nach Geschlechtern getrennte Behandlung zu erwarten haben. Man wird in diesem Zusammenhang darauf zu achten haben, welches der Geschlechter an erster Stelle genannt wird. Wie aber auch immer die Priorität ausfallen möge: von sprachliche Gleichberechtigung kann dann keine Rede mehr sein. Das "generische Maskulinum" besitzt nun einmal den unschätzbaren Vorteil, Gleichwertigkeit zu evozieren. Die Rede an "die Wähler" kann sich sowohl an "Wähler und Wählerinnen", als auch an "Wählerinnen und Wähler" richten. Verwendet man hingegen die nach Geschlechtern getrennte Formel, so kommt man nicht umhin, eines der Geschlechter an zweiter Stelle nennen zu müssen, eine Einteilung in "zuerst" und "danach" zu treffen."
(kommt von http://www.beepworld.de/members13/bba1/sprache.htm - die Verfasserin hat Pusch m.E. überhaupt nicht verstanden, gerade die Forderung nach dem generischen Femininum nicht - sie nimmt einiges für bare Münze, das Pusch der Anschaulichkeit wegen umdreht (Pusch sagt zb, man könnte auch das Femininum als Urform sehen, das Maskulinum wäre einfach die 'gekürzte' , sekundäre Form. Hat sie 1. recht damit und ist 2. ein interessantes Gedankenexperiment - die Verfasserin der obigen Zeilen hälts für ein Zeichen dafür, wie unwissenschaftlich Pusch argumentiert...) Kein Must Read, aber interessante andere Sichtweise.)
Die Verfasserin würde also argumentieren, dass im Gegenteil die Beidnennung diskriminierend ist. Ich persönlich finde, dass sie gerade mit der Reihenfolge einen Punkt hat - der für mich aber weniger schwer wiegt als das 'Wegdenken' von Frauen, wenn sie nicht explizit genannt werden. Geht letzlich auch um die Frage, ob das explizite Nennen von Frauen nicht auch Geschlechterdifferenzen schafft, wo keine sein sollten.
Thoughts?
Ich bin beim Googlen nach Luise Pusch auf den folgenden Protest gegen die Beidnennung gestossen, finde ich spannend und finde, sie hat einen Punkt (die Verfasserin protestiert dagegen, dass zb 'Wählerinnen und Wähler' getrennt genannt werden):
"Zu den "Wählern", jenem praktischen Oberbegriff, der einst alle Wahlberechtigten ungeachtet ihres jeweiligen Geschlechtes umfaßte, darf sie [die Wählerin, BS] sich nun nicht mehr zählen. Sie muß sich den "Wählerinnen" zugesellen, mit denen sie nichts als das in diesem Zusammenhang völlig irrelevante biologische Geschlecht gemein hat. Eine Art von sprachlicher Apartheid wird gleichsam über sie verhängt - wird dies Folgen auch für die soziale Existenz von uns allen haben? Die unangemessene Hervorhebung des Geschlechtlichen ruft noch eine andere unangenehme Assoziation hervor: wenn gleichermaßen wahlberechtigten Männern und Frauen eine gesonderte Anrede, bzw. Bezeichnung zuteil wird, so liegt der Verdacht nahe, daß sie auch eine nach Geschlechtern getrennte Behandlung zu erwarten haben. Man wird in diesem Zusammenhang darauf zu achten haben, welches der Geschlechter an erster Stelle genannt wird. Wie aber auch immer die Priorität ausfallen möge: von sprachliche Gleichberechtigung kann dann keine Rede mehr sein. Das "generische Maskulinum" besitzt nun einmal den unschätzbaren Vorteil, Gleichwertigkeit zu evozieren. Die Rede an "die Wähler" kann sich sowohl an "Wähler und Wählerinnen", als auch an "Wählerinnen und Wähler" richten. Verwendet man hingegen die nach Geschlechtern getrennte Formel, so kommt man nicht umhin, eines der Geschlechter an zweiter Stelle nennen zu müssen, eine Einteilung in "zuerst" und "danach" zu treffen."
(kommt von http://www.beepworld.de/members13/bba1/sprache.htm - die Verfasserin hat Pusch m.E. überhaupt nicht verstanden, gerade die Forderung nach dem generischen Femininum nicht - sie nimmt einiges für bare Münze, das Pusch der Anschaulichkeit wegen umdreht (Pusch sagt zb, man könnte auch das Femininum als Urform sehen, das Maskulinum wäre einfach die 'gekürzte' , sekundäre Form. Hat sie 1. recht damit und ist 2. ein interessantes Gedankenexperiment - die Verfasserin der obigen Zeilen hälts für ein Zeichen dafür, wie unwissenschaftlich Pusch argumentiert...) Kein Must Read, aber interessante andere Sichtweise.)
Die Verfasserin würde also argumentieren, dass im Gegenteil die Beidnennung diskriminierend ist. Ich persönlich finde, dass sie gerade mit der Reihenfolge einen Punkt hat - der für mich aber weniger schwer wiegt als das 'Wegdenken' von Frauen, wenn sie nicht explizit genannt werden. Geht letzlich auch um die Frage, ob das explizite Nennen von Frauen nicht auch Geschlechterdifferenzen schafft, wo keine sein sollten.
Thoughts?
Ich denke, wir kommen nicht daran vorbei, dass eben sowohl die Nennung der weiblichen Form als sexistisch angesehen werden kann ('markierte' Form; historische Entwicklung der -in Form; oder eben auch das teilweise nicht notwendige hervorheben der Geschlechterdifferenzen, die du nennst), als auch die Nichtnennung der weiblichen Form (wegen den vorherrschenden Assoziationen mit Männern; Ausschliessen von Frauen zu einem gewissen Grad etc.). (Dasselbe gilt natürlich für das Femininum - die Diskussion könnte also endlos weitergehen...)
Habe mir auch überlegt, dass die Bezeichnung "generisches Maskulinum" schon an sich ziemlich interessant ist, wenn nicht in sich widersprüchlich...