Linguistically Speaking

Thursday, 3. August 2006

AutorInnenproblematik?

Aus aktuellem Anlass wieder feministische Linguistik: diesmal Personenbezeichnungen in wissenschaftlichen Arbeiten. Ich habe in meinen letzten Arbeiten immer mit dem Binnen-I und Pluralbezeichnungen gearbeitet (RezipientInnen etc.), bin aber auch immer mal wieder auf andere Varianten gestossen. Die Fussnote "alle (maskulinen) Personenbezeichnungen beziehen sich auch auf Frauen" löst das Problem nicht wirklich, davon raten auch die meisten Ratgeber zur sprachlichen Gleichberechtigung ab (zum Beispiel derjenige der Uni Zürich ).

Eine andere Methode, die mir empfohlen worden ist, funktioniert so:
Für theoretische Konzepte aus Soziologie, Publizistik und Linguistik (z.B. Akteur, Kommunikator, Rezipient, Adressat) wird auf Paarformeln (Akteure und Akteurinnen, Kommunikatoren und Kommunikatorinnen etc.) verzichtet, weil es sich um abstrakte Grössen und spezifische Rollen handelt. Wenn dagegen auf konkrete Menschen Bezug genommen wird, ist diese Reduktion selbstverständlich nicht sinnvoll.

(Aus der Lizarbeit von Johanna Bleiker - merci vielmal, dass ichs hier zitieren darf!!)

Theoretisch finde ich das keine schlechte Lösung, vor allem auch weil gerade bei "Rollen" wie 'Kommunikator' Plurallösungen zum Teil schlecht funktionieren und Doppelformen mit sie/er auf Dauer sehr schwerfällig werden. Aber - und das ist mE ein grosses Aber - können Rollen so klar von den Menschen, die sie ausfüllen, getrennt werden? Deutlich wird das zB in solchen Sätzen:
Es handelt sich dabei um Interpretationen des Linguisten oder der Linguistin

Ist das nun eine abstrakte Rolle oder bezieht sich das auf den schreibenden Menschen (der in diesem Fall eine Frau ist)? Ist das jemals ganz trennbar? Ich finde nicht. Und: die kognitive Dominanz des Männlichen macht das auch nicht besser. Deshalb finde ich Doppelformen/Binnen-I nach wie vor die bessere (wenn auch nicht wirklich gute) Lösung.

Das funktioniert aber eben auch nicht immer... Aktueller Anlass für diesen Post ist der Anfang meiner Seminararbeit - ich wollte mit Schreiben beginnen und bin gleich beim ersten Satz hängen geblieben:
Die Bewertung der Rolle des Autors von mittelalterlichen Werken hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt.*

Oder doch eher
Die Bewertung der Rolle des Autors/der Autorin...

Da handelt es sich eindeutig um eine Rolle. Mir ists aber trotzdem nicht wohl mit der nur-maskulinen Formulierung - spielen Autorinnen denn nicht eher die Rolle einer Autorin?? Werden Autorinnen mitgedacht, wenn ich über die "Rolle des Autors" schreibe? Ich habe das starke Gefühl, dass zumindest ich dabei tatsächlich nur an Männer denke... und genau das möchte ich doch vermeiden.

Was tun? Thoughts?


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* das wäre mein erster Entwurf für einen ersten Satz gewesen, wenn ich denn so weit gekommen wäre - der wird so kaum stehenbleiben...
 
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